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Sondermodell...? | ||||||||||||||
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Das Santana LX und Passat CL Sondermodell ab Januar 1983
Ende 1982 war der Passat B2 (32b) gerade zwei Jahre alt geworden. Es handelte sich immer noch um ein modernes Auto, doch die Konkurrenz hatte nicht geschlafen: Ford hatte im Herbst 1982 mit dem radikal neu geformten Sierra (ausschließlich mit Fließheck, Heckantrieb und zunächst Vierganggetriebe) und Opel bereits im Jahr zuvor mit dem erstmals frontgetriebenen Ascona C in den Augen vieler Käufer nicht uninteressante Konkurrenten auf die Räder gestellt, die mit großen Kunststoff-Stoßstangen und aerodynamisch geformten Fronten dem Zeitgeist der frühen Achtziger entsprachen. Der 32b wirkte plötzlich nicht mehr ganz so taufrisch, und die Wettbewerber holten sich ihr Stück vom Kuchen der Mittelklasse, wie die Zulassungszahlen zeigten. Der Passat B2 und der Santana mussten wieder attraktiver werden. Um die gesamte Modellpalette vollständiger auszustatten und dem Kunden echten Mehrwert für sein Geld zu bieten, hatte Volkswagen bereits im Herbst 1981 die Ausstattungen verbessert. Die Basisversion des Passat, nun als Passat "C", hatte serienmäßig u.a. Halogenscheinwerfer, eine Verbundglas-Windschutzscheibe, einen abschließbaren Tankdeckel und Scheibenwischer mit Intervallschaltung bekommen. (Dennoch ist es für einen Santana Fahrer rückblickend immer wieder erstaunlich, welche Details auch ein früher Passat "C" nicht serienmäßig an Bord hatte.) Neuer Motor Im Rahmen der weiteren Modellpflege führte Volkswagen bei Santana und Passat B2 im Januar 1983 den 1,8 Liter Motor ein und ersetzte damit die noch aus dem Passat B1 bekannte Leistungsstufe mit 1,6 Litern und 85PS. Mit höherer Bohrung weiterhin basierend auf dem bewährten EA 827 Motorblock, verfügte dieser neue Motor über eine langhubige Charakteristik und deutlich mehr Drehmoment bereits im unteren Drehzahlbereich. Versorgt durch einen ebenfalls neuen Registervergaser (2E2), mit dem erstmals bei Volkswagen auch eine Schubabschaltung zum Einsatz kam, konnte bei Anhebung der Leistung gleichzeitig eine deutliche Kraftstoffersparnis realisiert werden. Für das optionale 4+E Getriebe, das nicht nur bei höheren Geschwindigkeiten auf Landstraße und Autobahn, sondern tw. sogar in der Stadt für Schonung von Nerven und Ohren durch Drehzahlsenkung sorgte, wurde der 90PS-Motor der ideale Partner und trieb, auch mit 112 PS im Golf GTI, 95 bzw. 98 PS im Golf Cabrio und Scirocco, sowie als 16V mit 136 bzw. 129 PS - und später, nochmals aufgebohrt auf 2,0 Liter Hubraum, sorgte er mit 115PS in bis auf den Polo fast allen Volkswagen PKW im Längs- oder Quereinbau für Vortrieb: ein echter Dauerläufer bis weit in die zweite Hälfte der Neunziger Jahre. Wohl auch aus Gründen einer sicheren Produktionsplanung überließ man die Wahl, in welchen Stückzahlen der neue Motor verbaut werden sollte, nicht nur den konfigurienden Kunden von Santana und Passat, und so wurde ein zum Einsatz des neuen Triebwerks eingesetztes Sondermodell, das auch tatsächlich lediglich "Das Sondermodell" benannt wurde, ausschließlich mit dem neuen Motor ausgestattet. Angereichert mit Mehrausstattungen sollte dieses Sondermodell die Baureihe für Kunden weiter attraktiv machen und die Wettbewerber auf Distanz halten... |
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Silber ist alle Theorie: Während das Sondermodell von Santana LX und Passat CL in den Anzeigen eher silber aussah... | |||||||||||||||
Beworben in auffälligen, gelb gehaltenen zweiseitigen Zeitungsanzeigen im knalligen Stil der zeitgenössischen Werbebeilagen "V.A.G-Aktuell", wurde erstaunlicherweise dem Foto des Santana mehr Platz zuteil als dem des Passat - eine neue und einmalige Situation in der Werbung der Marke. - Interessanterweise sind die beiden Fahrzeuge in der Anzeige eindeutig in Diamantsilber metallic lackiert, während die ausgelieferten "Sondermodelle" exklusiv (wie im Text der Anzeige auch beworben) in Meteor metallic verfügbar waren.
Der Passat W30 "Das Passat CL-Sondermodell" mit dem 90PS-Motor - lieferbar als Fließheck und als Variant - verfügte zusätzlich zur CL-Serienausstattung ab Werk über das 4+E-Getriebe, vier Türen (beim Fließheck), ein manuelles Schiebe/Ausstelldach, innenverstellbare Außenspiegel auf beiden Seiten und verchromte Radzierringe und Mittenabdeckungen. (Das Sondermodell des Passat läßt sich durch den M-Code "W30" auf dem Fahrzeugdatenträger zweifelsfrei identifizieren.) Wie beim Passat, wo der "CL" zu diesem Zeitpunkt die mittlere Ausstattungslinie darstellte (vielen Käufern war selbst diese zu umfangreich, Familienväter griffen häufig zum "C"), baute das Sondermodell auch beim Santana auf der entsprechenden parallelen Ausstattung "LX" auf - ein echtes "Basismodell" gab es im Modelljahr 1983 beim Santana noch nicht, der "CX" kam erst im Modelljahr 1984. Da die LX-Ausstattung jedoch bereits ab Werk umfangreicher als der Passat CL ausgestattet war (so hatte der Santana LX bereits serienmäßig breitere Felgen als der Passat CL und verfügte neben einem grundsätzlich innenverstellbaren Außenspiegel auf der Fahrerseite immer über die vorgenannten verchromten Rad-Mittenabdeckungen), wurde für den Santana der Schwerpunkt bei den Mehrausstattungen des Sondermodells etwas anders gesetzt. Der Santana W20 "Das Santana LX-Sondermodell" mit ebenfalls 66kW erhielt zusätzlich das 4+E-Getriebe und die beim Topmodell der Volkswagen Modellpalette, dem Santana GX, serienmäßigen 5,5Jx13-Alufelgen. Zusätzlich konnte sich der Kunde über einen innenverstellbaren Außenspiegel auch auf der Beifahrerseite, eine Fahrersitzhöhenverstellung und über hintere Kopfstützen freuen. (Der Santana ist durch den M-Code "W20" auf dem Fahrzeugdatenträger eindeutig zu erkennen.) Addiert man den "Mehrwert" beider Sondermodelle, hält er sich etwa die Waage. Beim Passat wurde zwar dem Bedürfnis nach mehr Luft durch das Schiebedach entsprochen - abgesehen von dem Chromschmuck an den Rädern (die verchromten Mittenabdeckungen erhielt der Passat CL zum Modelljahr 1984 ohnehin serienmäßig) waren die meisten seiner Mehrausstattungen neben den vier Türen, für die damals noch Aufpreis gezahlt werden mußte, aber eher Kleinigkeiten. Der Kunde, der sich für einen Santana entschied, erhielt neben der optischen Aufwertung durch die sonst am teureren "GX" zu sehenden Alufelgen durch Extras wie die Sitzhöhenverstellung oder die Kopfstützen (ebenfalls Serie beim GX) funktionalen Mehrwert. |
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... sind in der Praxis nicht nur nachts alle W20 grau: Meteor metallic, andere Farben gab es nicht.
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Beide Sondermodelle wurden fest konfiguriert, und weitere Extras waren, wie auch alternative Farben zu "Meteor metallic" außen und "Streifengewirke schwarzsilber" innen, für diese Fahrzeuge nicht erhältlich - ein Radio mit Lautsprechern ließ sich somit erst beim Händler einbauen. Der Begriff "Sondermodell" ist für W20/W30 insofern irritierend, als weder exklusive Lacke verbaut wurden noch sich die Modelle durch einzigartige Sitzbezüge, Aufkleber-Schriftzüge o.ä. besonders von der regulären Serie unterscheiden - einzig die Radzierringe und Mittenabdeckungen am Passat hätte man für einen Passat CL nicht als Mehrausstattung bestellen können. Da Volkswagen aber 1983 von "Sondermodellen" sprach, steht die Terminologie.
Dieses erste "Sondermodell" von Santana und Passat B2 war sozusagen der "Startschuß" für alle späteren Sondermodelle der Modellreihe 32b, angefangen mit den sogenannten "Bestseller"-Modellen ab Modelljahr 1984. - Beim Santana gilt vereinfacht: Ein Santana LX mit hinteren Kopfstützen ist mit fast 100% Wahrscheinlichkeit ein "Bestseller" oder (Modelljahr 1983 in meteor met.) ein "LX-Sondermodell". Als reguläre Mehrausstattung wurden die Kopfstützen beim Santana LX praktisch nie geordert, wie auch die 5,5Jx13 Alufelgen. Sie standen mit 221,- DM (Kopfstützen) bzw. 693,- DM z.B. im Januar 1984 in der Aufpreisliste. Zu einer Zeit, in der hinten sogar noch ohne Gurte mitgefahren werden durfte und Alufelgen außer bei sportlich interessierten Fahrern kaum gefragt waren, wurde eine solche Mehrausgabe wohl nur durch betont sicherheitsorientierte oder optisch interessierte Käufer getätigt. Während das Santana LX Sondermodell heute noch in homöpathischen Stückzahlen gefunden werden kann und immer wieder auf einschlägigen Verkaufsplätzen im Internet auftaucht, ist das entsprechende Passat-CL-Pendant mittlerweile im Prinzip ausgestorben - wie so häufig wurde der Passat als praktisches Familienauto "aufgebraucht", während der Santana häufig in Erstbesitz einfach älter und älter wurde, bis irgendwann einmal die Erben feststellten, das Omas altes Auto noch in der Garage stand - so wie es auch bei meinem Santana LX W20 der Fall war... |
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